Hallo,
hab den in den 1980s von Dr. Nguyen Duy Vinh in Thies gebauten Rotor in einer Simulation nachgebildet.
https://www.youtube.com/watch?v=JAbtoQDwHa8
Laut den damaligen Versuchen liegt der Leistungsbeiwert über 30 %. Ist er damit besser als der C-Rotor? Schwer zu sagen. Ich traue meiner Simulation nicht zu 100 %. Den Rotor habe ich bei 10 m/s, TSR von 0,7 und einem Rotordurchmesser von 300 mm gerechnet.
Das berchnete Moment der Simulation scheint geringfügig höher zu sein, als beim C-Rotor. Für den C-Rotor ergab sich ein C_p Wert von knapp über 25 %, der Thies Rotor kommt auf 27 %. Diese Egebnisse habe ich ohne zusätzliche Wandrauigkeitsfunktion erhalten; sie sollten so etwas wie das theoretische Maximum darstellen. Mit eingeschalteter Wandrauigkeit erhalte ich für meinen C-Rotor mit 260 mm Durchmesser einen berechnetet Wert von 15 %, der Windkanalversuch bringt einen Wert von 12-13 %. Die Simulation bildet die Realität also gut nach.
Bitte berücksichtigen, dass der Wirkungsgrad in Realität von der Rotorgröße abhängig ist; bei der Messung des Filippini Rotors, der dem heutigen C-Rotor sehr ähnlich ist, konnte bei einem Rotordurchmesser von 2 m ein C_p von gut 25 % gemessen werden.
Interessanterweise erhalte ich beim Thies Rotor keinen nennenswerten Abfall des Wirkungsgrades, wenn ich die Wandrauigkeitsfunktion einschalte.
Der Thies Rotor scheint auch bei geringer Modellgröße (bzw. Reynoldszahl) nahe an seinem maximalen Leistungsbeiwert zu liegen. Dies könnte auf die großen Vorflügel zurückzuführen sein, sodass der Rotor hauptsächlich von Druckkräften beeinflusst wird, die nicht mit der Größe zusammenhängen weil sie entsprechend hochskalieren; der C-Rotor scheint dagegen etwas weniger Wind aufzufangen und ist aerodynamischer geformt. Daher hängt sein Verhalten stärker von Reibungskräften, Reynoldszahl bzw. Modellgröße ab.
Bei der Betrachtung des Videos vom Thies Rotor ist auffällig, wie strak sich die Wirbelbildung nichtperiodisch ändert. Dies führt dazu, dass das berchnete Moment und die Kräfte sehr unregelmäßig schwanken.
Gut an dem Rotor ist, dass der Vorflügel einfach und rund ausgeführt ist, was einfacher zu fertigen ist; man kann ihn daher aus alten Metallfässern bauen. Er könnte, wie schon erwähnt, etwas mehr Leistung bringen, als der C-Rotor nach Forumsbauart. Dies müsste aber erst durch direkten Vergleich im Versuch bestätigt werden. Zunächst müsste man feststellen, ob der Rotor wirklich über TSR von 1 kommt. Sollte dies nicht der Fall sein, so hat Dr. Nguyen Duy Vinh bei seiner Messung eventuell einen zu geringen Wert für die Windgeschwindigkeit erhalten, und somit einen zu hohen C_p Wert.
Gruß Felix