Quergedacht

Quergedacht

Beitragvon Huracan » Mi 14. Jan 2009, 20:51

Hallo,

ein bißchen davon getrieben meine Meinung zu sagen und aus passendem Anlaß möchte ich Euch die Idee vorstellen, wie ich mir mit einem Savonius-Rotor bis vor kurzem am besten vorstellen konnte Wind zu ernten.
Auf der Suche nach Energiequellen in direkter Nähe zum Haus, kam ich auf die Idee den Wind da zu nutzen, wo er mir am Energiereichsten erschien.
Stellt man sich den Wind wie eine Wasserströmung vor (von Strömungslehre habe ich übrigens nicht viel Wissen) leuchtet schnell ein, daß ein schräges Dach die Strömung über den Dachfirst leitet und dort beschleunigen müßte.
Da mein freundlicher Vermieter ein Dach hat, das auch noch meißtens mit Westwind gesegnet ist, und somit auf die Wetterseite zeigt, möchte ich auf einen auffälligen Mast im Garten verzichten und den Wind dort ernten. Als erste größere Anschaffung besorgte ich mir eine Funkwetterstation mit Datenlogger und ich muß sagen, daß in dem halben Jahr in dem ich den Wind nun am Dach messe, mehr als 2/3 der Windrichtung zu meinem Dach paßt. (nimmt man die höheren Geschwindigkeiten aus dieser Richtung dazu ist das mehr als ich erwartet habe)
Bei dem hier vorgestellten Konzept handelt es sich nicht um einen waschechten Vertikal-Achser, denn ich verzichte frecher Weise auf den größten Vorteil der Vertikalen, nämlich daß bei denen die Windrichtung egal ist, solange sie frei stehen.
Bitte nicht gleich steinigen, aber ich habe einen Savonius-Rotor so gebaut, daß er quer auf dem Dach sitzen soll. :)
Das Modell, daß ein Freund und ich bauten ist ein Meter breit (bitte umdenken) und hat einen Durchmesser von nun ca. 50cm.
Die beiden Flügel sind nicht nur Halbschalen, sondern entsprechen in der Form einem halben Tropfen mit der dicken Wölbung nach Außen (Bilder folgen im nächsten Beitrag). Das habe ich mir von einem nicht zu alten Patend abgeschaut, das im Kleinwindanlagenforum angesprochen wurde.
Schon nach ein paar Wochen waren Anfangsschwierigkeiten, was Material und Aufhängung angeht, geklärt.

Z.Z. steht der Rotor auf einem Gerüst in ca. ein Meter Höhe, so daß wir alle Tests bequem vom Boden aus machen können. (Immer aufs Dach um was zu ändern schien uns unpraktisch, solange wir mit unseren Ergebnissen im Trüben fischten).
Ein Dach-Ersatz aus zwei rechtwinklig angeordneten Platten platzierten wir nun an alle möglich Stellen unter dem Rotor und betrachteten Anlaufverhalten und Leerlaufdrehzahl bei verschiedenen Windstärken. (das war der spannendste Teil, da im Moment nur eine Frostverträglichkeitsprüfung möglich ist)
Es ist, so glaube ich, für die meißten absolut logisch, daß man versuchen sollte, den Rotor so anzuordnen, daß er nur zur Hälfte über das Dach schaut, um die negative Beeinflußung gering zu halten, die statt findet, wenn sich die geschlossene Schaufel gegen den Wind bewegt.

Liebe Freunde, das war völlig aus der Luft gegriffen :lol: .
Bis heute kann ich auch nur ahnen, warum das so ist, aber der Wind hatte am meißten Kraft, wenn der Rotor ein ganzes Stück höher sitzt. Fast mit der Unterkante auf Dachfirst-Höhe und ein bißchen nach hinten in Lee-Richtung. Bei einem 45°Dach zeigt die gedachte Verlängerung der Windseite des Daches auf die Achse.
Der Abstand zum Dach sollte dabei so gering wie möglich sein.
Nächte lang konnte ich nicht einschlafen, weil es mir nicht in den Kopf gehen wollte, warum meine Vorstellung von der Windströmung so falsch war.
Erst das durchströmte Profil von Carl brachte mich der Sache hoffentlich näher und ganz weit weg vom Gedankenmodell der Wasserströmung als Vergleich.

Es ist mir jetzt offensichtlich, daß der Wind schon weit (relativ) vor einem Hindernis die Richtung ändert um es zu umgehen/umströmen. In Simulationen, aus denen ich leider wie aus dem Kaffeesatz lesen muß, bestätigte sich aber doch immerwieder, daß die Größe des Objekts im Verhältnis zum Strömungs-Medium nicht unerheblich ist und schwer zu verstehen ist.
Aber wie schon nicht von mir erwähnt, werden nicht ohne Grund Autos im Windkanal an 1:1 Modellen getestet und Fische können nicht durchs Wasser fliegen, sondern haben Flügel auch nur für die Luft :)
Ich beschäftigte mich mit dem Magnus-Effekt und warum Türen überhaupt zu knallen, wenn Durchzug da ist und vieles mehr was einem so täglich begegnet. Auch die bekannte Formel zur Windernte habe ich für mich angenommen und wundere mich nicht mehr, warum 1/3 der Windgeschwindigkeit übrig bleiben muß um den vollen Wirkungsgrad zu erreichen.
Meine Art den Wind zu beurteilen hat sich grundlegend geändert. Ich gehe nicht mehr davon aus, daß der Wind irgendwo gefangen werden kann und sogar Umleiten ist eigentlich nicht drin. Auch drückt der Wind kaum irgendwo gegen, das kommt uns alles nur so vor. Z.Z gehe ich mit dem Wind eher freundlicher um. Ich möchte ihn strömen lassen, ihm nicht zu viel Fläche in den Weg stellen, damit er meine Objekte der Betrachtung nicht meiden muß, sondern mit hoher Geschwindigkeit sie "durchströmt".
Wäre ich als Segler geboren worden, wäre ich vielleicht früher drauf gekommen, aber Schwimmen liegt mir halt mehr.

Als Lehre ziehe ich daraus zwar nicht, daß meine Idee mit dem Dach ganz falsch ist, aber daß ich die Höhe des Daches zum Rotorumfang dazu rechnen kann habe ich mir gründlich abgeschminkt. (wer jetzt lacht hat eben mehr Ahnung vom Wind als ich früher)
Als Reverenzmodell möchte ich den Savonius schon gern noch aufs Dach bringen, aber sollte der C- Rotor weiterhin so überzeugen, was vor allem die Beschleunigungswerte angeht, was ideal für böigen Wind in Bodennähe ist, bin ich ihm wohl verfallen und stürze mich nur noch darauf eine passendes Modell fürs Dach zu bauen.

Trotzdem schreibe ich demnächst, wenn mich keiner bremst, hier rein, was mein Kumpel und ich beim Bau des Savonius so alles Nützliches erfahren haben.

Bestens H.
Benutzeravatar
Huracan
 
Beiträge: 56
Registriert: Di 6. Jan 2009, 08:50
Wohnort: in der Nähe von Hamburg

Re: Quergedacht

Beitragvon Bernd » Mi 14. Jan 2009, 21:48

Hallo Huracan

Vielen Dank für deine spannende Beschreibung dessen was dich derzeit bewegt.
Ich lese solche "Berichte" immer sehr gerne, weil sie nebem dem rein technischen
Aspekt auch etwas emotionales haben, was in anderen Foren leider oft verpönt ist.

Ich bin sehr gespannt was noch alles bei deinen weiteren Versuchen heraus kommen wird.
Was die schräge Anströmung anbelangt beim C- Rotor die ich anhand der Assoziation
zu einer "Wasserbefüllung" zu erklären versuchte, da haben wir wohl aneinander vorbei
geredet. Wenn dein Wind ziemlich gerade das Dach hinauf strömt, dann würde sich kein
negativer Effekt einstellen. Die Dachschräge ist einem (hingelegten) Vertikalrotor egal.
Er ist ja, bezogen auf seinen Rotorumlauf, windrichtungsunabhängig. Erst wenn der Wind
ziemlich schräg auf die Rotorwelle trifft wären diese beschriebenen "Querprofile, Spannten
oder auf der Länge verteilten Endkappen" von nutzen.

Die Idee die Konzentration der Winde oberhalb Gebäuden auszunutzen hat wohl auch den
Hersteller des Airmax inspiriert. Ich hoffe du hälst uns weiter auf dem laufenden und wirst
uns bald ein paar Fotos eurer Errungenschaften zeigen können.

Grüsse

Bernd
Bernd
 
Beiträge: 8411
Registriert: So 4. Jan 2009, 10:26
Wohnort: nähe Braunschweig

Re: Quergedacht

Beitragvon Carl von Canstein » Do 15. Jan 2009, 12:47

Hallo Huracan! Hier ein Artikel von Wikipedia zum Thema Stroemungsverstaerkung: http://de.wikipedia.org/wiki/Berwian Gruss, Carl
Carl von Canstein
 

Re: Quergedacht

Beitragvon Huracan » Do 15. Jan 2009, 17:42

Danke Carl,

Die Aussage des letzten Satzes dort ..."Eine so hohe Konzentration der Strömungsenergie durch passive Leitflächen war vorher nicht erreicht worden." unterschreibe ich mitlerweile, wie oben beschrieben.
Ich kenne die Geschichte von Berwian und muß zugeben, daß ich mich anfangs von den da rumgeworfenen Faktoren habe täuschen lassen. Aber im Endeffekt stellte sich heraus, daß es nichts besonderes ist bei einer achtfach größeren Fläche, das achtfache an Leistung zu bekommen. Allein die höhere Drehzahl an der Welle und die geringe bewegte Masse ist aus dem Grunde interessant, weil man den Generatorwirkungsgrad verbessert. (immerhin, könnte man sagen)
Leitbleche extra zu montieren habe ich aus Kosten~ und optischen Gründen deshalb abgelehnt.

@Bernd
wenn Du schreibst,
Bernd hat geschrieben:Erst wenn der Wind
ziemlich schräg auf die Rotorwelle trifft wären diese beschriebenen "Querprofile, Spannten
oder auf der Länge verteilten Endkappen" von nutzen.
reden wir doch vom selben, denn genau das stelle ich in Frage. Provozieren will ich Dich zwar nur zur Diskussion und nicht zum Streit :twisted: , aber davon bin ich so überzeugt, daß ich es nicht mal für lohnenswert halte Dich aufzufordern das mit Deinem Teststand auszuprobieren.
Habe mit kleinen Modellen von Halbschalen - und Savoniusrotoren ausprobiert, wieviele Spanten ich benötige, wenn Der Wind nicht aus 90° von vorn kommt, sondern von schräge.
Mit meiner Betrachtungsweise der gedachten Windströmung schien mir logisch zu sein, daß mehr = besser wäre und es ein Optimum zum Durchmesser geben sollte.
Der Aufbau war primitiv, da ich mit auf einem Zwirn aufgefädelte Papierflügel arbeitete (nich lachen), aber seit dem weiß ich, ich brauche nur die Endkappen, alles andere stört. Ebenfalls bin ich davon abgekommen meinen Rotor zu halbieren und um 90°versetzt mit einer "Zwischenkappe" wieder zusammenzusetzen. Das hilft beim Anlaufen auch nur bis zur ersten Umdrehung, danach fällt eine positive Wirkung für die Drehzahl weg. Nur die Belastung der Lager kann damit gleichmäßiger werden.
So gute Leistungsmessung wie Du konnte ich damals noch nicht machen, aber das ist mein Wissensstand z.Z.. Soll aber nicht heißen, daß ich nicht umzustimmen bin. ;)

BGH.
Benutzeravatar
Huracan
 
Beiträge: 56
Registriert: Di 6. Jan 2009, 08:50
Wohnort: in der Nähe von Hamburg

Re: Quergedacht

Beitragvon Bernd » Do 15. Jan 2009, 18:01

Puuh ich habe gerade Schwierigkeiten nachzuvollziehen was du da im einzelnen gemacht hast.
aber davon bin ich so überzeugt, daß ich es nicht mal für lohnenswert halte Dich
aufzufordern das mit Deinem Teststand auszuprobieren.

Aber ich kann ja mal von etwas berichten was mir seit dem neuen Messtand aufgefallen war.

Als ich meinen Messstand in dem jetzigen, "endgültigen" Zustand in Betrieb nahm, bemerkte
ich bei einer Messung (die ich auch schon genauso mit dem alten Stand machte) das die
Messwerte geringer ausfielen als beim alten Prüfstand. Ich suchte nach der Usache und schob
das auf die neuen, viel grösseren Lager. Ich glaubte es müsse an der höheren Lagerreibung liegen.
Allerdings verbesserte sich die Lage nicht wirklich entscheidend als ich die Lager so leichtgängig
wie möglich ölte. (sie waren dann wirklich sehr leichtgängig)

Da saß ich vor meinem Prüfstand und grübelte was es denn nun noch sein könnte. Ich kontrollierte
den Abstand von Rotormitte zum Propeller des Ventilators, passte auch, hmmm....
Erst dann viel Herrn Hagemann auf das sein neuer Messstand etliche cm höher stand als der alte
und das ich deswegen beide Ventilatoren nach oben neigen musste, damit deren Luftstrom
(wie für jede bisherige Messung zuvor auch) den Rotor mittig traf. Sollte das was ausmachen ?
Also die beiden Ventilatoren durch dicke Kataloge höher gestellt so daß ich deren Luftstrom
wieder waagerecht auf den Rotor ausrichten konnte.
Genau das wars, die Leistung war wieder ziemlich genau so hoch wie mit dem alten Prüfstand.

Ich kann gerne mal Vergleiche durchmessen mit schräger Anströmung. Ich weiss nicht mehr genau
wie gross der Unterschied war aber er war schon erheblich. Und um ehrlich zu sein scheint mir
der Unterschied auch logisch, wie weiter oben von mir vermutet. ;)
Diese "Verhaltensweise" bei Wind, der nicht im 90 Gad Winkel auf die Rotorachse trifft, scheint
mir einige Versuche und Messungen Wert zu sein.

Grüsse

Bernd
Bernd
 
Beiträge: 8411
Registriert: So 4. Jan 2009, 10:26
Wohnort: nähe Braunschweig

Re: Quergedacht

Beitragvon Huracan » Do 15. Jan 2009, 18:18

ja nee, iss klar.
Das kaufe ich Dir auch sofort ab. Die meißte Windkraft ist zu ernten, wenn der Wind im 90°-Winkel auf den Rotor trifft. Gar keine Frage. Wegen der Idee, den Rotor fest zu einer Windrichtung anzuschrauben überlegte ich mir, wie man den Wirkungsgrad bei "schrägem Wind" erhöht. Indem man den Wind durch Spanten im Rotor besser "auffängt" hat halt nicht geklappt. Trifft der Wind in 90°Grad den Rotor schadet das zwar nicht, kommt er aber von schräge ging das nicht besser. Vermutlich verringern die Spanten die Geschwindigkeit des Windes der durch den Rotor will zu stark und sorgen für unerwünschte Wirbel dahinter.
BGH.
Benutzeravatar
Huracan
 
Beiträge: 56
Registriert: Di 6. Jan 2009, 08:50
Wohnort: in der Nähe von Hamburg

Re: Quergedacht

Beitragvon Carl von Canstein » Do 15. Jan 2009, 20:03

@Huracan: Noch hast Du kein Foto reingestellt, ich stell mir die Spanten als in die Halbschalen eingebaut vor und kann mir so auch nicht gut denken, dass das bei schraeger Anstroemung - von oben oder unten mit vertikaler Drehachse - oder seitlich rechts und links bei horizontaler Achse - viel bringt. Vermutlich weicht der Wind eher um das groessere Hinderniss aus, im Innenraum der Halbschale bauen sich so vielleicht auch je nach Anstroemung von unten oder oben Felder gestauter Luft auf. Bei einem durchstroemten Fluegel ist da die Reaktion ganz anders, weil der Stroemung der Weg nicht versperrt wird. Auch beim Savonius waere es etwas anderes. Der ist allerdings als Horizontallaeufer mit zwei Schaufeln wegen der Lastwechsel und deren Reaktionen auf Gravitationskraft konstruktiv viel schwerer zu baendigen als Dein Schalenanemometer. Bei der Schelleken Turbine (Andre Gerard Schelleken) ist das anders geloest. Dort werden Schaufeln (Fluegel) wie beim durchstroemten Fluegel mit den leicht gebogenen Leitflaechen nach aussen und den Vorfluegeln zur Drehachse hin angewinkelt zwischen zwei kreisrunden Deckplatten wie beim traditionellen Savoniusrotor angeordnet, meist mit mehr als drei, also eher 6 bis 9 oder mehr Schaufeln je nach Groesse des Rotors. Fuer eine kompakte, kleine Turbine, die verstaerkte Stroemung nutzen soll (ueber dem Dachfirst) macht das Sinn. Bei einer Groesse bis zu 1m Rotordurchmesser duerfte das auch noch ein tolerierbarer Anblick fuer die Nachbarn sein. Durch viele kleine Schaufeln zwischen zwei Deckscheiben erhaelt man eine hochstabile Turbine mit ruhigem Lauf, die Lastwechsel sind gut geglaettet durch die hoehere Anzahl von Schaufeln. Erst wenn man plant, einen groesseren Rotor zu bauen, lohnt es sich auf die Darrieusbauweise mit frei laufenden (durchstroemten) Fluegeln umzusteigen, also etwa ab 1m Rotordurchmesser. Apropos Schelleken-Turbine: Vorsicht! Ich weiss nur, dass seine Turbine ein gueltiges Schweizer Patent hat, ich suche es mal heraus: CH 636 169 A5. Abschliessend noch ein Link zu Wikipedia, dort siehst Du einen quergelegten Savoniusrotor mit ausgesparten Abdeckscheiben (groesserer Stroemungsdurchsatz) von mir, es war eine Arbeit nach einer Anregung von Prof.Dr. Wolfgang Buerger, demzufolge das Gegenwindfahrzeug in seinem Institut der Theorie der Mechanik in Karlsruhe schlecht lief, weil es bei einem stehenden Rotor mit senkrechter Welle und der dazu noetigen Getriebeumlenkung zu grosse Reibungsverluste hatte. Da ein liegender Savonius mit kreisrunden Abdeckplatten relativ geschlossen zu seitlich auftretenden Stroemungen bei Turbulenzen ist, fand ich in verschiedenen Versuchen heraus, dass fuer die Vermeidung von Fluegelrandverlusten keineswegs so grosse Abdeckungen erforderlich sind, es genuegt ein relativ schmaler, etwa S - foermiger Spant, wie Du ihn auch auf dem Foto sehen kannst!

Gegenwindauto.jpg


Abschliessend noch ein kleiner Daempfer: Nach meinen Erfahrungen mit Windraedern wuerde ich auf einem mit Schindeln gedeckten Dach keine Experimente veranstalten. Auch wenn Du einen guten Rotor hast, die Geschichte arbeitet, es ist sehr schwer, die Befestigungspunkte am Dach so stabil auszulegen, dass die staendigen Vibrationen und Belastungen durch Winddruck aufgefangen werden koennen, ohne unguenstig auf Dachstuhl und Dachdeckung einzuwirken. Sowas kann Dich teuer zu stehen kommen, wenn Du zur Miete wohnst und dann eine Reparatur bezahlen musst. Es gibt ja noch andere Moeglichkeiten, den Wind zu nutzen, z.B. Gegenwindauto, Fahrrad mit durchstroemten Fluegeln zwischen den Speichen etc. Gruss, Carl
Carl von Canstein
 

Re: Quergedacht

Beitragvon Huracan » Fr 16. Jan 2009, 13:02

Danke für die Tips Carl.
Bei der Dachmontage arbeite ich mit einem befreundeten Dachdeckermeister zusammen. Wen der mehr Zeit hätte, wäre ich auch schon weiter. Aber nur erstmal so viel dazu, daß wir uns da was ausgedacht haben, was das Dach wenig belasten wird. Wenn es so weit ist, folgen Berichte mit Fotos.

Nun traue ich mir gar nicht mehr, das Patent zu nennen, nach dem ich mich gerichtet habe, als ich den Savonius gebaut habe. Weiß jemand ab wie viel Abweichung vom Patent, dieses nicht mehr verletzt wird? Evtl. lohnt sich dafür ein extra Thema?

So nun aber der versprochene Bericht.
Vorwort:
Mir ist klar, daß die Kreisrunden Scheiben an der Seite verkleinert gehören. Evtl. probiere ich es mal mit den S-förmigen Spanten nach der Idee von Carl. Auch ist der S. bestimmt nicht perfekt, aber er steht immerhin schon 6 Monate genau so im Freien mit Regen, Hagel und Sturm. Ein Generator war noch nicht dran, aber da er sich bei hohen Windstärken selbst bremst, war das kein Problem. So läuft er bei Böen von 2m/s an und kommt auf über 100U/min. Er ist immernoch sehr Leichtläufig und leise Geräusche kommen nur von den Flügeln, die bei den Lastwechseln ein wenig an den Spanten schaben (ganz wenig)
Und bevor er von Kritikern zerissen wird möchte zitieren:

„..er ist wunderschön – und er ist mein...“(Gene Wilder als Doktor Fronkensteen in „Frankenstein Jr.“, Mel Brooks 1972) :lol:

So da iss er nu.

Savonius.jpg
Savonius.jpg (62.41 KiB) 14432-mal betrachtet


Gestern Abend war Nebel, der den S. besser sichtbar machte. Die Bilder und Filme vom Sommer auf die ich immer noch warte (toll, Steve! :cry: ) waren eh nicht so aussagekräftig.

Savonius breit.jpg
Savonius breit.jpg (61.05 KiB) 14435-mal betrachtet


Wie man hoffentlich erkennt, sind die beiden Flügel nicht nur Halbschalen.
Die Kunststoffflügel klemmen zwischen zwei verschraubten Alu-Profilen und sind mit zwei Schrauben auf jeder Seite mit den noch kreisrunden Seitenteilen verschraubt.

Savonius Alu.jpg
Savonius Alu.jpg (37.57 KiB) 14430-mal betrachtet


Savonius Schraube und Dübel.jpg
Savonius Schraube und Dübel.jpg (30.88 KiB) 14419-mal betrachtet


Bei den Dübeln spielte Ingenieur Zufall seine Rolle. Das Drehmoment, mit der man diese Kombination festziehen kann, ist so groß, daß eher der Schraubenkopf abreißt, als daß was durchrutscht (garantiert, da erprobt), bzw. hört man beim Nachahmen bitte dann auf, wenn sich das Profil mit dem Loch an der Stelle wo der Dübel sitzt deutlich erweitert. Unterlegscheiben für bessere Kraftverteilung und Federringe sind von außen angebracht. Nach einem halbem Jahr Wind und Wetter ist noch nix nachzuziehen.

Die Seitenteile sind aus einem Material, was ich auch per Zufall fand. Außen besteht es aus Aluminium, in der Mitte ist PVC. Die Vorteile dieses Sandwichsystems liegen auf der Hand:
Das Alu schütz das PVC vor UV – Strahlung und das PVC macht die ganze Sache leichter. Stabil ist es dabei auch noch. Flügel, Profile, Schrauben und Dübel kommen aus dem Baumarkt meines Vertrauens.

Savonius Aufhängung2.jpg
Savonius Aufhängung2.jpg (40.51 KiB) 14415-mal betrachtet


Außen sitzen je 2 Lager. Im Landhandel fand ich gute Rillen-Lager, die sehr leichtgängig und günstig sind. Außerdem sind sie einfach geschützt. Die Halter sind Muffen, die ich aufgeschlitzt habe mit die Flex, so hofften wir die Lager gleichmäßiger mit den „Gerüstverbindern“ zu quetschen.
In der Mitte läuft eine Gewindestange M12, die mit Sicherheitsmuttern (mit Gummi drin) in Position gehalten wird.

Savonius Riemenring.jpg
Savonius Riemenring.jpg (39.56 KiB) 14407-mal betrachtet


Ganz besonders stolz bin ich, daß ich es geschafft habe auf meinen Schrauberkollegen zu hören (und ihn zu kennen :)). Ich wollte unbedingt eine Fahrradfelge an der Seite anbringen, aber er meinte das sieht aus wie bei Villa Kunterbunt und Recht hat er - wegen der Akzeptanz der Spießer von Nebenan.
Deshalb ist hier ein Riemenrad aus einer Waschmaschine vom andern Nachbarn angebracht, aus dem die Speichen geflext wurden. Ein passender Keilreimen wird den Generator antreiben.

Das wars erstmal.
Beste Grüße H.
Benutzeravatar
Huracan
 
Beiträge: 56
Registriert: Di 6. Jan 2009, 08:50
Wohnort: in der Nähe von Hamburg

Re: Quergedacht

Beitragvon Huracan » Fr 16. Jan 2009, 13:28

"zensiert" hat geschrieben: ich stell mir die Spanten als in die Halbschalen eingebaut vor


Hallo Carl,

woher weißt Du von meinem Halbschalenrotor, den hüte ich wie den versteckten Erstgeborenen. :)

Aber nun wo’s raus ist, hier die Bilder von meinem Erstversuch, bevor ich mich überhaupt ernsthaft mit Strömungen auseinandergesetzt habe.
Er ist für ca. 40,-Euronen in bestimmt jedem Baumarkt als Bastelset zu finden, und das teuerste sind die Winkel.
Natürlich kommt erst bei Windgeschwindigkeiten über 6m/s irgendwas aus dem Fahrraddynamo, aber mit einem Nabendynamo z.B. von SON, den Erfinden des selbigen, ist bestimmt schon eher mit Drehzahl zu rechnen. Der Deckel vom Honigglas, der den Dynamo antreibt, ist nicht ernst gemeint und die Übersetzung zur Nenndrehzahl stimmt ganz bestimmt nicht.
Die Bollerwagenräder haben Walzenlager und müßen gewaschen und geölt werden. Sie sind fest mit den Winkeln verbunden, in einem ist ein Loch für ein 12mm Alu-Rohr gebohrt wurden. Das Rohr passt mit etwas Schmatze in die Regenrinnen, die eben solch einen 12mm Wulst haben. Die Endkappen müssen fast nicht bearbeitet werden, und man kann sie an den Enden einklinken.

Halbschalenrotor.jpg
Halbschalenrotor.jpg (20.43 KiB) 14395-mal betrachtet


Halbschale 90°versetzt.jpg
Halbschale 90°versetzt.jpg (48.46 KiB) 14395-mal betrachtet


Halbschale Mitte.jpg
Halbschale Mitte.jpg (46.08 KiB) 14388-mal betrachtet


Halbschale Rad.jpg
Halbschale Rad.jpg (67.65 KiB) 14392-mal betrachtet


Ich entschuldige mich für den Schmutz, aber seit der Savonius-Rotor (s.o.) da ist, steht der hier etwas ungeliebt rum. :oops:

Besonders gut lauerte er an einer Hausecke dem Sturm auf. Dafür habe ich am kurzen Ende des Alu-Rohrs eine Stahlschraube befestigt und den Rotor auf eine Stahlplatte gestellt. Sozusagen den Rotor auf der Schraubenspitze drehen lassen. (wie lange die Schraube braucht um abzunutzen, habe ich nicht lange genug ermittelt)

Für einen Nachbau empfehle ich aber gleich den Savonius-Rotor, der ist zwar ein bißchen teurer, aber ansehnlicher und praktischer. Das hier war wie gesagt nur eine Entwicklungstufe, die man getrost überspringen kann, wenn man ernsthaft Strom gewinnen will.

BGH
Benutzeravatar
Huracan
 
Beiträge: 56
Registriert: Di 6. Jan 2009, 08:50
Wohnort: in der Nähe von Hamburg

Re: Quergedacht

Beitragvon Bernd » Fr 16. Jan 2009, 15:15

Hallo BGH

Die Idee den Savonius durchsichtig zu gestalten finde ich gut.
Auch ich hätte am liebsten durchsichtige Flügel, wirkt einfach filigraner und nicht so massig.
Auch interessant das du also auch die Alfer Stände im Baumarkt plünderst und
für mich nichts mehr übrig lässt. :)

Grüsse

Bernd
Bernd
 
Beiträge: 8411
Registriert: So 4. Jan 2009, 10:26
Wohnort: nähe Braunschweig

Nächste

Zurück zu Savonius-Rotor



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste